Das Handwerk und die Kunst der Stickerei schauen auf eine lange Geschichte zurück. Bereits vor 5000 v. Chr. gab es bestickte Kleidungstücke in den verschiedensten Regionen wie Ägypten, China und Südamerika, wie Funde beweisen. Woher die ersten Stickereien entstammen ist jedoch unbekannt. Anfangs wurden in der Stickerei zunächst geometrische Figuren und Verzierungen gestickt, welche sich später zu figürlichen Motiven und ganzen Bildern entwickelten. Besondere Garne, goldene Fäden, Bänder, Perlen und Pailletten wurden mit eingebunden und fanden schnell Beliebtheit, besonders bei der Verzierung von Kleidungsstücken. Edle Stickerei wurde schnell ein Synonym für Reichtum und Status und wurde für die Gewänder, Mänteln und Kleidungsstücke von Kaisern, Adeligen, Geistigen und Konsuln genutzt. Im Mittelalter nutzten Klöster die Stickerei, um liturgische Gewänder herzustellen oder in Kirchenräumen verwendete Textilien mit Stickerei zu veredeln. Da das Sticken viel Zeit und Geld kostete, galten bestickte Stoffe weiterhin als Zeichen des Wohlstands und waren daher der wohlhabenden Bevölkerung vorbehalten oder wurden für religiöse Zwecke genutzt. Adelige Frauen lernten bereits in ihrer Kindheit die Erstellung möglichst schöner Textilverzierungen.
Entwicklung der ersten Stickmaschinen
Da die Stickerei weiter an Bedeutung gewann, versuchte man das sehr zeitaufwändige Sticken durch eine automatisierte und maschinelle Unterstützung zu vereinfachen. Die industrielle Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts führte zu einer grundlegenden Umwälzung der Technologien im Textilbereich und veränderte die Arbeitsprozesse beim Nähen und Sticken bereits maßgeblich.
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten die Schweizer Anton Vogler und Franz Rittmeyer die erste mechanische Stickmaschine. Der Faden wurde hier wie in der Handstickerei vertikal durch das Stück Stoff gezogen. Die Maschine arbeitete dabei nach demselben Grundprinzip wie moderne Stickmaschinen: Die Nadel sticht immer im selben Punkt, während der Stoff hin und her bewegt wird. Ein sogenannter Pantograph steuerte die Bewegung des Stoffes. Zeitgleich erfand der Schweizer Isaak Groebli die erste Großstickmaschine, die sogenannte Schifflimaschine. Ähnlich wie bei Großwebstühlen kombinierte diese Stickmaschine die Techniken von Webstuhl und Nähmaschine, da sie mit einem Ober- und Unterfaden funktionierte. Der Vorteil war, dass beide Fäden auf Spulen abgerollt wurden, wodurch das mühselige Einfädeln wie bei der Handstickmaschine entfiel. Auch hier wurde die Stoffbewegung durch einen Pantographen gesteuert. Da nun der maschinelle Anfang gemacht war, war die Entwicklung der Stickmaschinen nicht mehr aufzuhalten. Neuere Stickmaschinen arbeiteten mit vielen Nadeln gleichzeitig, was die Effizienz der Maschinen natürlich deutlich verbesserte. Mit der Beschleunigung der Stickerei war es nun möglich, große Mengen an Textilien zu bearbeiten und die Stickerei erlebte ein neues Zeitalter, nämlich die Ära der industriellen Stickerei.
Sticken in der heutigen Zeit
Das Jahr 1913 wurde zum Meilenstein in der Geschichte der Stickerei. Damals gelang es der Firma Saurer in Arbon, eine Stickmaschine zu produzieren, die 100 Stiche in der Minute schaffte. Trotz der Geschwindigkeit war die Qualität nicht beeinträchtigt. Heute sind fast alle Stickmaschinen elektronisch gesteuert und die meisten leisten bis zu 1400 Stiche in der Minute.
Diese Stickmaschinen setzen alles vom einfachen Logo bis hin zu den komplizierten und vielfarbigen Veredelungen um. Stickerei heute ist gerade im Merchandising und der Werbung beliebt, da durch Stick viele verschiedene Textilien nachhaltig und einzigartig veredelt werden können. Mittlerweile ist sind alle erdenklichen Stückzahlen möglich: von wenigen Einzelexemplaren bis hin zu großen Mengen. So ist die Stickerei nicht nur für Unternehmen interessant, sondern auch im privaten Bereich ist die Bestickung jeglicher Art beliebt. Nur am Rande sei erwähnt, dass es mittlerweile sogar, ähnlich wie Nähmaschinen, Stickmaschinen für den Heim-und Hobbybedarf gibt.